Impulse aus Wissenschaft und Forschung. Schriften der Pädagogischen Hochschule Burgenland.
Humanwissenschaften leben vom Dialog. Nur der pädagogisch-wissenschaftliche Diskurs mit seinen unterschiedlichen Forschungsmethoden und -erkenntnissen unter einer Berücksichtigung der sich wandelnden Paradigmen kann zur potenziellen Erschließbarkeit des weiten Feldes Pädagogik führen. „Es ist uns nicht gewährt, die Wahrheit zu besitzen; aber wer an sie glaubt und ihr dient, baut an ihrem Reich“ (Buber, S. 23). In diesem Sinne kann nur der Austausch, das Hinhören, das Ernstnehmen des anderen zu einer Annäherung an die Wahrheit führen. Die vorliegende Ausgabe von ph publico bietet dazu Gelegenheit: Unterschiedliche wissenschaftliche Vorgangsweisen und die Verschiedenartigkeit der Darstellung der daraus gewonnen Erkenntnisse bieten einen Anlass zum wissenschaftlichen Diskurs:
Die gegenwärtige Forschung – nicht nur an der PH Burgenland – kann durch die von Luis Carro Sancristóbal entwickelte Forschungsmethodik wichtige Impulse erhalten; sein Artikel über holistische Forschungsmöglichkeiten kann zu einer wertvollen Reflexion gegenwärtiger Forschungsmethoden anregen. Das Hinterfragen gegenwärtiger Trends steht bei Alfred Schirlbauer und Andrea Weinhandl im Vordergrund. Dass die viel propagierte Anschauung im Unterricht auch anders gesehen werden kann, zeigt Alfred Schirlbauer in seinem essayistischen Beitrag, während Andrea Weinhandl Überlegungen zur Professionalitätsentwicklung des Lehrberufs anstellt. Und Johann Pehofer versucht aufzuzeigen, dass Erziehung und Unterricht mehr als eine Ansammlung bloßen Faktenwissens sein müssen, indem er die Notwendigkeit einer ästhetischen Erziehung begründet.
Dem Forschungsschwerpunkt „Neue Lernkultur“ entsprechen die zwei Beiträge von Fritz Kast. Er setzt sich im ersten seiner beiden Artikel mit den Lese- und Rechtschreibleistungen in der Grundstufe I auseinander und begründet in einem zweiten Artikel seine Erkenntnisse über die Güte und Aussagekraft der Ziffernnoten. Elisabeth Stipsits befasst sich in ihrem Beitrag mit einer möglichen Qualitätsentwicklung des Mathematikunterrichts durch Bildungsstandards und kompetenzorientierten Unterricht. Von einem weiteren Forschungsschwerpunkt der Pädagogischen Hochschule Burgenland, der Mehrsprachigkeit und interkulturellen Bildung, zeigt das gemeinsam mit dem Institut für Sprachwissenschaft an der Universität Wien durchgeführte Projekt „SAG’S! – Sprachen aus guter Schule“. Besonders innovativ ist hier die Vorgangsweise: Während Martina Holzinger und Inge Strobl-Zuchtriegl in einem ersten Projektbericht der Mehrsprachigkeit als Auftrag für Pädagogische Hochschulen nachgehen, befassen sich Jan Mossakowski und Judith Purkarthofer von der Universität Wien in einem zweiten Projektbericht: „Zweisprachige Volksschulen im Burgenland am Weg zu mehrsprachigen Lernräumen“ mit der Durchführung und den Konsequenzen des Projekts. Und nicht zuletzt sind jene Beiträge, die sich mit Sichtweisen der Praxis in unseren Schulen auseinandersetzen, aus ph publico nicht wegzudenken: Charlotte Lang beschäftigt sich in ihrem Artikel mit den Möglichkeiten des Projektunterrichts, während sich Elisabeth Zechmeister und Andrea Duschnig mit der Bedeutung der sozialen Kompetenz im Lehrberuf auseinandersetzen. Und der Artikel von Angelika Mayer – eine Kurzfassung ihrer Bachelorarbeit über neuere Ansätze der Gewaltprävention in Kindergarten und Schule – zeigt, dass auch die Arbeiten von Studierenden durchaus wissenschaftlichen Kriterien entsprechen und dabei ein erstaunliches Niveau erreicht wird.
Letztendlich will auch diese dritte Ausgabe von ph publico der Aussage von Karl Jaspers entsprechen: „Die Wahrheit der Wissenschaften ist nicht alle Wahrheit. Aber der eigentümliche Wahrheitsgrad der Wissenschaften ist es, unabhängig von Glaubensverfassungen und Weltanschauungen, von Parteien und Interessen, für jedermann gültig zu sein“ (Karl Jaspers). Es ist zu wünschen, dass Herausgeber, Autorinnen und Autoren dem entsprechen.