Impulse aus Wissenschaft und Forschung. Schriften der Pädagogischen Hochschule Burgenland
Der Schwerpunkt dieser Ausgabe von ph publico liegt - im Sinne der Neuen Lernkultur - auf „Individualisierung“ und „Kompetenz“. Begriffe, die nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch im Bereich der Bildung immer mehr zu Schlüsselbegriffen werden. Dabei dürfen jedoch auch nicht die Gefahren, deren Entwicklung die Realisation von Freiheit ebenso ermöglicht, übersehen werden. Individualisierung unter dem Aspekt der Freiheit bedeutet weder Egozentrismus noch Egoismus: Sie soll das Selbstgestaltungspotenzial, das individuelle Tun des Einzelnen ins Zentrum rücken (Beck, online). Damit bekommt das Zitat des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck „Freiheit der Erwachsenen hat einen Namen: sie heißt Verantwortung“ auch für die Lehrer/innenbildung essentielle Gültigkeit. Es gilt im besonderen Maße für die in den Bereichen Bildung, Erziehung und Unterricht Tätigen. Aus diesem Grund steht am Anfang dieser Ausgabe auch der Beitrag von Karl Klement: „Individualisierender Unterricht – Anmerkungen zur Theorie einer geforderten Praxis“, in dem er aufzeigt, dass Prozesse der Individualisierung ein intelligentes und lernwirksames Gestalten von Lernumgebungen erfordern, welche auf zunehmende Selbsttätigkeit des lernenden Subjekts abzielen. Daran anschließend zeigt Charlotte Lang mit ihrem Artikel: „Heterogenität – Individualisieren – Differenzieren – Differenzfähigkeit“ die Möglichkeiten einer Realisation in der Schulwirklichkeit durch die Beachtung von Heterogenität auf; die Kurzfassung des Projektberichts an das BMUKK unter dem Titel „Potenziale erkennen, anerkennen und fördern“ von Irma Ortner-Lidy und Sabrina Schrammel über das von der PH Burgenland geleitete Forschungsprojekt zeigt die Forschungsergebnisse der in diesem Projekt durchgeführten Studien. Dass die PH Burgenland sich dem Ideal von Wilhelm von Humboldt „In der Schule ist der Lehrer für den Schüler da, an der Universität sind beide - Lehrer und Student - für die Wissenschaft da“ (Kolosz 2011, S. 27) nähert, zeigt, dass ein wichtiger Beitrag zur gegenwärtigen Pädagogik von einem Studierenden stammt: Stefan Meller setzt sich in seinem Beitrag „Der pädagogische Paradigmenwechsel“ mit unterschiedlichen Perspektiven kompetenzorientierter Unterrichtsansätze unter dem Einfluss von Bildungsstandards auseinander. Ganz im Sinne der Pädagogik von Marian Heitger diskutiert Andrea Weinhandl das Spannungsverhältnis von Freiheit und Fremdbestimmung in ihrem Beitrag „Die Trainingsraum-Methode – oder: Was tun, wenn die Schüler/innen stören?“ Dass der Leitsatz zur Sprachendiversität an der Pädagogischen Hochschule Burgenland „Die Sprachendiversität - im Europäischen Kontext und am Beispiel des Burgenlandes festgemacht - ist als Chance für eine friedliche Weiterentwicklung der Gesellschaft erlebbar zu gestalten“ nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern ein echtes Anliegen ist, zeigt die beachtenswerte Studie, die von Barbara Buchholz durchgeführt wurde. Ihre Kurzfassung des Forschungsberichts in dieser Ausgabe zeigt die Ergebnisse einer erstmals am Beispiel der Grundschulen im Burgenland durchgeführten empirischen Untersuchung zur Mehrsprachigkeit im Unterricht. Neben der Sprachendiversität bilden auch die neuen Medien einen Schwerpunkt im Forschungs- und Lehrbereich der PH Burgenland: Herbert Gabriel zeigt die wichtigsten Ergebnisse seiner Forschungsarbeiten in der Kurzversion unter dem Titel „iPads im Unterricht – und alles wird gut? Über die Individualisierung und Differenzierung mit Tablets im Unterricht“ auf. Karel Pančocha von der Pädagogischen Fakultät unserer Partnerinstitution in Brünn, der Masaryk Universität, setzt sich mit einem wichtigen Aspekt der Sonderpädagogik in seinem englischsprachigen Artikel „Participation as an Indicator of Inclusion“ auseinander. Er präsentiert das Konzept von Partizipation als einen Weg, wie Inklusion - basierend auf internationalen Klassifikationen - verstanden und gemessen werden kann. Auch in der Neuen Mittelschule des Burgenlandes stand der Bereich der Integration im Zentrum: Ewald Ritter untersuchte den Stand der Integration in diesem neuen Schultyp und gibt in seinem Kurzbericht „Integration in der Neuen Mittelschule. Eine Bestandsaufnahme im Burgenland“ einen Überblick über die Ergebnisse in seinem Forschungsbericht Last but not least soll auch der Beitrag von Irina Wutzlhofer und ihren Mitarbeiterinnen vom Institut für religionspädagogische Bildung an der Pädagogischen Hochschule Burgenland die ihm entsprechende Würdigung erfahren. Der Kurzbericht über das Forschungsprojekt „Beiträge des Religionsunterrichts zur biographisch-religiösen Bildung im Kontext des schulischen Lernens. Eine Bestandsaufnahme im Burgenland“ zeigt die Bedeutung einer religiös-ethischen Dimension im Schulunterricht eindrucksvoll auf. Gegenüber der vorigen Ausgabe wurden - im Sinne der Sprachendiversität, aber auch in dem der Internationalisierung - fremdsprachige Abstracts den einzelnen Beiträgen vorangestellt. Sie sollen auch ein Beitrag dazu sein, die für die Lehrer/innenbildung bedeutsame vielfältige Kultur des Burgenlandes entsprechend zu würdigen. Und was mich als Leiter des Kompetenzzentrums besonders freut: Von den Beiträgen stellen sechs
eine Kurzfassung von umfangreichen und wissenschaftlich breit angelegten Studien dar: Diese Tatsache beweist auch die Forschungskompetenz der „kleinen“ Pädagogischen Hochschule Burgenland. Im Sinne von Joachim Gauck sind sich somit Leitende, Lehrende und Studierende nicht nur ihrer Verantwortung für die Bildung bewusst, sondern leisten dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Innovation und weiteren Optimierung der - insbesondere burgenländischen – Bildungslandschaft.